27.03.2011

Geheimer Leitfaden für AKW-Lobbyisten nach Katastrophen

was tun jene politiker, die sich früher vehement und lobbyierend für die atomkraft einsetzten, die in verwaltungsrägen der axpo, alpiq, e.on, vattenfall und co sitzen oder sassen, wenn sie nun nach dem akw-gau in japan ein mikrofon hingehalten bekommen? für solche fälle haben die atomriesen einen geheimen leitfaden entwickelt.

das uns zugespielte exemplar trägt die logos von e.on, axpo, vattenfall, alpiq und rwe:




abschrift (in klammer jeweils die erläuterung der akw-betreiber zu den vorschlägen):


leitfaden öffentlichkeitsarbeit bei akw-panne / akw-gau

a) zu empfehlende aussagen bei bekanntwerden einer katastrophe:
  • "bin tief betroffen. es ist schrecklich, was momentan in xy passiert"
    • (menschnliche gefühle und betroffenheit signalisieren)
  • "wir dürfen nicht überreagieren, in aller ruhe die akw-katastrophe in xy analysieren und die richtigen lehren daraus ziehen"
    • (aussage kommt nicht bei allen gut an, reicht aber für wähler am rechten rand oder akw-betreiber)
  • "unsere akw sind sicherer als jene"
    • (nur an stammtischen zu verwenden, kein argument, um linke akademiker zu überzeugen)
  • "bei uns gibt es keine umweltkatastrophen wie tsunamis und keine erdbeben in dieser stärke"
    • (ablenkungsargument, lässt sich nur solange verwenden, solange die aktuelle akw-katastrophe noch kein gau oder super-gau ist. anonsten reicht es noch für rechtsaussen-wähler)
b) zu empfehlende aussagen, wenn die lage kippt, die akw-panne sich zu einem gau entwickelt
  • "selbstverständlich werden wir nun die lage überdenken"
    • (bereitschaft zum umdenken signalisieren aber doch kein versprechen, etwas zu ändern). 
  • "wir werden die sicherheit aller akw überprüfen"
    • (dabei kommt eh keine neue erkenntnis zustande, wir beruhigen jedoch die leute)  
  • "wir werden den laufzeitverlängerungsbeschluss für drei jahre sistieren"
    • (variante für deutschland. bis in 3 jahren hat sich die lage wieder abgekühlt, die leute vergessen rasch)
  • "wir werden die bewilligungsverfahren für neue akw für ein paar jahre sistieren"
    • (variante schweiz, bis in drei jahren ...)
c) aussagen, wenn sich situation zuspitzt, ein supergau droht, die entwicklung unkontrollierbar wird oder verstrahlte wolken unterwegs sind
  • "wir werden das/die ältesten atomkraftwerk/e vorübergehend vom netz nehmen"
    • (wow-effekt bewirken: "wow, die reagieren, die handeln, sorgen für unsere sicherheit". das "vorübergehend" lässt alles offen)
  • "wir werden den chef des akw xy entlassen"
    • (guttenberg-verfahren, einer muss ja schuldig sein, bauernopfer-trick)
  • "wir werden im sommer im parlament eine sonderdebatte führen, an der mögliche ausstiegsszenarien diskutiert werden"
    • (wow die handeln, die prüfen sogar ausstiegsszenarien. bis im sommer könnte sich die emotionale lage sogar  abkühlen)
d) angst vor umstieg schüren, um hintertür für akw-reload offen zu lassen oder zumindest eigeninteressen bei definitivem umstieg zu verfolgen:
  • "ein umstieg würde die energiepreise in die höhe schnellen lassen"
    • (umstiegsangst schüren) 
  • "die stromlücke könnten wir nur mit grossen neuen gaskraftwerken schliessen"
    • (das "nur" stimmt zwar nicht, aber wer würde wohl diese gaskraftwerke betreiben? :-)
  • "mit gaskraftwerken werden wir allerdings unser co2- klimaziel nicht erreichen"
    • (unterschwellig glauben machen, dass atom-energie halt doch nicht so schlecht war)
  • "der rückbau alles akw dauert extrem lange und kostet 45 mia (schweiz), 230 mia (deutschland)"
    • (unterschwellig signalisieren, dass wenn sie nun schon mal da sind, man vielleicht ...)
..............................................................................................
    an aktuellen beispielen aus der schweiz und deutschland könnt ihr nun sehen, wie berühmte politiker diesen leitfaden anwenden:
    .....................
    mehr über akw und japan-gau:


    9 Kommentare:

    kikri hat gesagt…

    Meine Frage ist ganz einfach:
    gibt es für dich Argumente für AKW's, die zu als überlegenswert anschaust,
    Oder bist du prinzipiell gegen AKW's unabhängig von den ev. Folgen?

    Sind für dich alle, die AKW's weiter betreiben wollen und vielleicht sogar neue bauen wollen nur Atomlobby gesteuerte ......?

    Anonym hat gesagt…

    Verbindliche Zusagen für einen Ausstieg aus der Kernenergie wo man sich dran hält wären mir Recht.

    Wieviel Orte sind schon verstrahlt. Der Platz auf der Erde wird immer kleiner der zum Leben übrig bleibt.

    kikri hat gesagt…

    @Anonym
    Das beantwortet meine Frage insoweit, dass du nur einen Ausstieg für richtig hälst?

    Gilt das auch, wenn eine Technilogie vorhanden wäre, die aus physikalischen Gründen gar nicht zu einer Kernschmelze führen würde?

    Unknown hat gesagt…

    War ja klar, dass es sowas gibt.
    Die Atomkraftwerke müssen weg! Auch wenn keine Katastrophe passiert, sind sie einrissen Problem und wir haben die Alternativen. Warum nutzen wir sie nicht und beharren auf einer 70jährigen Technologie, die schon seit Jahrzehnten kritisiert wird. Die Kritik kommt sicher nicht von irgendwo...

    Lupe, der Satire-Blog hat gesagt…

    solange es:
    - weltweit noch kein einziges Endlager für hochradioaktive Abfälle gibt
    - solange das Restrisiko so gross ist
    - solange die AKW-Branche dieses Restrisiko nicht versichern will oder muss
    - solange es sicherere erneuerbare Energiequellen gibt, ohne solch grosses Restrisiko

    nur ein paar der Gründe, warum es einen Umstieg braucht.

    rittiner gomez hat gesagt…

    jetzt wissen wir woher bdp, cvp, fdp und svp ihre standarttexte herhaben die sie zb. in der arena immer wieder wiederholten.

    kikri hat gesagt…

    Ihr sein Witzbolde.
    Wenn ihr die Umweltschützer soweit gebracht habt, keine Einsprachen gegen Flusskraftwerke, Windräder, Speicherkraftwerke zu erheben, könnte eure AKW-freie Stromversorgung aufgehen.
    Und nie vergessen: Staudämme könnten brechen.

    Besser, ihr macht einen zweitägigen Selbstversuch:
    Strom wird nur gebraucht, wenn die Sonne scheint oder wenn es windet.
    In windlosen Nächten ist dann auch nix mit Internet.

    Viel Spass

    Lupe, der Satire-Blog hat gesagt…

    umstieg ist bis 2030 möglich, auf verschiedene arten. der schatten- und windverlust kann aufgefangen werden u.a. mit import von windenergie.

    und in sachen einsprachen hat ein umdenken stattgefunden. dass nun allerdings die sp vorübergehend sogar hand zu gaskraftwerken bieten will, damit habe ich etwas mehr mühe.

    auf alle fälle braucht es im sommer den ausstiegsbeschluss, nur dann zündet die innovationsrakete, wie immer, bei unwiederbringlichen beschlüssen, weil jeder bei den neuen techniken vorne mitmischen will, ... wenn die alten ja nicht mehr möglich sind.

    AsPik hat gesagt…

    Nur wenn der 1. Schritt gemacht wird, kann ein Wandel stattfindet. Ein Umdenken setzt schon großflächig ein, was der Schritt sein könnte. Die Empfindlichkeit für das Thema wird mit der Zeit aber wahrscheinlich immer geringer, das Thema Alltag und mit der Zeit uninteressant. Das Interesse für einen Umstieg wird stagnieren. Es ist zwar nur eine Befürchtung, aber wie begegnet man der Möglichkeit am Besten...?

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