andreas durisch, chefredaktor sonntagszeitung:
erleuchteter hüter der moral
der gestrige artikel der sonntagszeitung "unmoralische angebote - blogger machen schleichwerbung und verlieren damit ihre unschuld" warf bereits vor dem erscheinen in der schweizer bloggerwelt wellen. in schwung gebracht haben diese wellen ausgerechnet jene netztagebücher, die von der sonntagszeitung ins visier genommen wurden: leumund, bloggingtom, blogwerk und chuchichästli. so berichteten sie bereits am tag davor über das kommende ungemach. Mit gespielter lockerheit versuchte zum beispiel "leumund", den schaden durch eine vorwärtsstrategie klein zu halten: "die blog-mafia" seine vorschau zum sz-artikel. auch der zweite kritisierte, peter hogenkamp, brachte einen vorbericht unter dem titel "für eine handvoll dollars oder ein solarpanel". Die leicht nervöse vorwärtsstrategie der angeschossenen erntete eine saftige schelte des metabloggers: "Jetzt hört schon auf zu weinen", sein kommentar dazu. der kultpavillon sprang auf den kritikerzug auf und titelte "der stricher blogger und seine freier". Ernsthafter und ausführlicher kommentierte das "infomagazin und nachlese" und im "forum politik" wird das thema zur zeit unter dem titel "bloggingtom, leumund, blogwerk = kommerzblogger?" grundsätzlicher diskutiert. hogenkamp, der betreiber des "blogwerk" wurde gerüffelt, weil er eine gesponserte verlosungsaktion durchgeführt habe, an der nur teilnehmen konnte, wer zuvor auf seinem blog einen hinweis auf das zu gewinnende produkt (eine sakku-tasche) platziert habe. grund genug, für den sakku-hersteller, selbst aktiv zu werden und sich in seinem blog über "durchschnittliche Journalisten" auszulassen. bloggingtom, der dritte angeklagte im bunde, nimmt den artikel " ... zum anlass ... , einige dinge zu klären".
Übrigens, schaut euch unbedingt die internetseite des "hüters der moral" (=sonntagszeitung) mit dem erwähnten artikel an (erster link oben). mehr werbung auf eine internetseite bringt man wohl kaum.
5 Kommentare:
Es ist mir unbegreiflich, weshalb so viele Blogger einen großen Teil ihrer Energie dafür verwenden, andere namentlich an den Pranger zu stellen. Diese Petzerei habe ich schon im Kindergarten nicht gemocht. Manche Blogger wären wohl gerne Richter geworden.
... dass man grundsätzlich darüber diskutiert, ob, welche art und wie viel werbung vertretbar ist, finde ich jedoch sehr gut.
Mir ist diese Entwicklung klar. Nur ein (weiters) Beispiel:
Ist euch auch aufgefallen, dass unser Sando zahlreiche Newsquellen rausgeschmissen hat und dennoch den Anspruch erhebt "News Schweiz" zu sein? Das hat damit zu tun, dass er Geld verlangt. Wer bei ihm aggregiert werden will, muss Kohle rüberschieben. Wer das Original des Mails will, kann es gerne haben. Für mich ein klarer Fall von Selbstüberschätzung.
Nein, lieber Herr Probst, es geht hier nicht ums Petzen. Es geht um Kritik. Und die ist in der Blog-Anarchie nötig - so lange sie einigermassen sachlich vorgebracht wird.
So harmlos ist die Sache nicht, schliesslich wurde bei den klassischen Massenmedien der Umgang mit Werbung nicht umsonst geregelt.
Wenn Blogger käuflich sind, und ideologisch zensieren (wie die Vorzeigeignoranten), dann haben solche Artikel nicht unrecht.
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