23.08.2010

Wie Hildebrand die Nationalbank mit Euro-Käufen fast an die Wand fuhr


diese woche dürfte der euro gegenüber dem schweizer franken auf einen neuen tiefstwert fallen. es ist zu erwarten, dass der euro-kurs bis ende woche auf einen wert von unter 1.28 franken sinken wird, nach anfänglichen kursmanövern rund um die 1.30 - marke. der euro verlor gegenüber dem franken seit monaten konstant an wert, dies trotz der massiven und hektischen interventionen der nationalbank. die snb kaufte innerhalb eines jahres für fast 500 mia schweizer franken euros. eine summe, die höher ist, als jene, die die gesamte eu zur rettung von griechenland aufwarf.

noch immer scheinen banken- und wirtschaftsmanager dem irrglauben verfallen zu sein, dass mit stützungskäufen und finanzmarktgeschäften alles zu regeln, alles in den griff zu kriegen sei. dem ist nicht so. im gegenteil. für die schweiz haben diese panikkäufe der snb gravierende folgen. die nationalbank hat währungsbedingt, in den letzten monaten unnötig riesige verluste eingefahren und dies dürfte sich noch verschärfen, da der euro in nächster zeit weiter sinken wird. noch schlimmer wiegt die tatsache, dass die nationalbank kaum mehr grössere stützungskäufe tätigen kann und durch ihre missliche finanzielle lage (aufgeblähte bilanz mit horrenden währungsrisiken) momentan faktisch handlungsunfähig ist, auch wenn nationalbank-präsident hildebrand in interviews bemüht ist, dies zu verneinen. 

hildebrand verteidigte die interventionen der snb im interview mit den tagesanzeiger wie folgt: ohne die interventionen gegen die starke frankenaufwertung hätten «womöglich 8% arbeitslosigkeit und deflation" gedroht. die gefahr sei dank der interventionen gebannt und man weise nun ein wirtschaftswachstum von 2% aus. ein gerüttelt mass an selbstüberschätzung. 

hildebrand lag in seinen prognosen, die zu den stützungskäufen führten, völlig falsch. nach den massiven euro-käufen mitte mai stieg zwar der kurs vorübergehend von 1.40 auf 1.42 an, stagnierte dann aber, um wenige zeit später seine talfahrt fortzusetzen. ein solch kurzes aufblühen kann weder eine wirtschaft retten, noch  eine deflation verhindern. was hildebrand nicht einberechnete: viele unternehmen nutzten die gelegenheit, um im euro-raum günstig einzukaufen, im grossen stile. selbst grosse exportbetriebe profitierten von tieferen preisen ihrer zulieferer aus dem euro-raum, was für die bilanzen der unternehmen von grossem vorteil war. 

es ist zu befürchten, dass die nationalbank bei einem kurs um die 1.25 erneut intervenieren wird, trotz immer mehr kritischen stimmen, selbst aus der banken- und wirtschaftswelt. hildebrand wird diese stützungskäufe mit "gesetzlichem auftrag" begründen. solche interventionen bringen allerdings momentan schlicht nichts, da das interesse der eu an einem starken euro nicht gegeben ist. der eu kann gar nichts besseres passieren, als ein werteverlust des euro. dies wird die exportindustrie in den euro-staaten ankurbeln. ein exportboom dank einer schwachen währung ist für die meisten maroden staaten, und damit auch für die ganze eu, einer der wenigen auswege aus der krise. eine starke eu-wirtschaft bringt auf dauer auch der schweiz vorteile. denn nur eine gesunde eu-wirtschaft kauft wesentlich mehr schweizer produkte, als eine marode, darniederliegende wirtschaft, die jeden cent umdrehen muss.
....
das interview mit hildebrand im tagesanzeiger
update 16.09.10: neuer blogbeitrag Die Gewerkschaft und der Irrglaube an die Allmacht des Finanzmarktes

6 Kommentare:

Vega hat gesagt…

Ist eigentlich interessant, wie man als Schweizer das Gefühl hat, der Euro hält sich gegenüber dem Franken konstant, sinkt vielleicht ein wenig. Und auf einmal realisiert man, dass der Franken dadurch an Wert verliert ...

Die SNB könnte ja alle CHF verkaufen, den Euro einführen, um so die Nachfrage wieder zu erhöhen. :D

Anonym hat gesagt…

Es ist erstaunlich wie hier ein Zocker die Nationalbank fast pleite gehen lässt, eigentlich sollte dieser Spezialist wissen, dass es nur Gerüchte der angelsächsischen Geldmafia war um von den Problemen um das Pfund und den Dollar abzulenken. Es ist jedem Normal Bürger klar, dass mit ein paar Milliarden der Kurs des Euros nicht beeinflusst werden kann.

Lupe, der Satire-Blog hat gesagt…

at vega: also ab in die eu!

at anonym: in einem mehr oder weniger stabilen währungsgefüge können solche stützungskäufe eine wirkung erzielen. nicht aber in einer so instabilen, von finanzkrisen geschüttelten "eurozone".
zudem muss die schweizer nationalbank von der einfachen logik, dass nur ein starker franken gut für unser land sei, abrücken und dazulernen. dies haben die erfolgreichen exportbetriebe auch gemacht.

Anonym hat gesagt…

Ist eigentlich schon seltsam warum die Schweiz den Zockern nicht das gibt was sie wollen und nebenbei der eigenen Exportindustrie noch was Gutes tut. Mensch liebe Eidgenossen, druckt GELD und fertig!

Anonym hat gesagt…

Hildebrand ist ehemaliger Hedgefonds-Manager.

Diese Hedgefonds verdienen mit Spekulationen gegen oder auf Währungen ihr Geld.

Nur: Die SNB ist kein Hegdefonds!

http://schweizblog.ch/?p=2312

Anonym hat gesagt…

SNB-Chef Hildebrand ist ehemaliger Hedgefonds-Manager.

Diese Hedgefonds verdienen mit Spekulationen gegen oder auf Währungen ihr Geld.

Nur: Die SNB ist kein Hegdefonds, sondern hier geht es um Steuergelder, um Volksvermögen, mit dem Hildebrand hier Euro-Spekulationen tätigt.

Nichts anderes sind die Stützungskäufe. Er spekuliert darauf, dass der Euro wieder steigt. Sonst wäre es ja einfach nur ein Milliardengeschenk an die EU.

Letztlich wird es das wohl auch werden und die ganzen Milliarden sind futsch.

http://schweizblog.ch/?p=2312

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