20.01.2009

Schlagt die (SVP-) Raben

gastkolumne von jürg tanner zur abstimmung über die erweiterte personenfreizügigkeit:


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Schlagt die Raben
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Vielleicht kennen Sie die Fernsehsendung "Schlag den Raab". Die Mitspieler versuchen, in verschiedenen Disziplinen den Moderator Stefan Raab zu schlagen. Man mag über diese Sendung geteilter Auffassung sein, sie ist aber zweifellos harmlos. .
Weniger harmlos kommt die SVP Kampagne gegen die erweiterte Personenfreizügigkeit daher. Auf dem Plakat landen schwarze Raben auf unserem Schweizer Land. Diese finsteren Krähen kommen allerdings nicht von Osten, sondern - ganz bewusst - von Norden. Heimsuchung von deutschen Raben, das war hier zu Lande nie gern gesehen. Und von „schlag den Raab“ zu „schlagt die Raben“ braucht's ja so wenig, gelt! Den grosse Gwaagli Christoph scheint’s zu freuen, wie's jetzt dann räblet und Klein Toni kräht dazu munter aus dem Laufstall. Die SVP Rabenväter wollen offenbar Rabatz.
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Was will uns das Plakat sagen? Die beiden Rabeneltern blicken grimmig wie Batman und hacken mit ihren Schnäbeln auf die Schweiz ein. Das Rabenkind – oder ist’s ein hässliches Entlein – schaut fast etwas verschüchtert dem bösen Treiben zu. Das Ganze wirkt ziemlich ungemütlich. Kein Sünneli, das wärmt und kein wehrhaftes Schäfli, das weidet; ja nicht mal eine putzige Kanalratte im Untergrund. Nein, die drei Raben führen böses im Schild, drei Unheilige aus dem Nordenland, die Einlass begehren in die Schweiz.
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„Nein zum Freipass für alle!“, krähen die Krähen, gefolgt von einer Auflistung von Unangenehmen. Zum Beispiel „mehr Arbeitslosigkeit“. Obwohl die Arbeitslosenzahlen bereits gestiegen sind, bevor die bösen Rumänen und Bulgarinnen eingereist sind. An ihnen kann es also nicht liegen. Die Ursache liegt beim Freipass, den die Bankenwelt geniesst und der direkt zur Finanzkrise führte und jetzt zur weltweiten Rezession. Aber dagegen ist die SVP natürlich nicht angetreten, ganz im Gegenteil. Sie hat die staatliche Aufsicht zurück gebunden und mehr Marktwirtschaft verlangt. Wer erinnert sich nicht an die beiden Vordenker Ebner und Blocher und deren Feldzug für Eigenkapitalrenditen von 20 Prozent? Nun, Führer haben abgezockt und den Scherbenhaufen dürfen wir alle selber kehren und das entstandene Finanzloch mit 68 Milliarden Franken untertänigst selber stopfen.
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„Nein zu tieferen Löhnen“; hier bleibt sich die SVP wenigstens teilweise treu, hat sie sich doch standhaft gegen tiefere Managerlöhne und Bankerboni gewehrt. Ansonsten bekämpft die SVP allerdings regelmässig die Gewährung des Teuerungsausgleiches an die Arbeitnehmenden, was nichts anderes als ein Ja zu tieferen Löhnen bedeutet.
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Eigentlich schade, dass die Diskussion um die Personenfreizügigkeit auf dem inhaltlichen Niveau eines billigen Comics geführt wird. Denn es geht um sehr viel, nämlich mitmachen in und mit Europa oder eben nicht. Bis jetzt ist die Schweiz mit den bilateralen Verträgen nicht schlecht gefahren. Warum sollte dies anders sein, wenn jetzt noch zwei weiter Länder hinzukommen? Sicher, nur Vorteile, das gibt es sehr selten und ein paar Nachteile wohl überall. Drum, liebe Leser, schlagt die Raben nicht. Sie haben es ganz sicher nicht verdient. Und: Raben sind auch keine Rosinenpicker!

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jürg tanner ist sp-kantonsrat in schaffhausen und mitglied der "comedia abarte". comedia abarte ist eine bunte mischung aus kabarettistischen nummern, eigenwilligen liedern und allerlei sonstigem unfug. umrahmt von ihrer bühne marke "eigenbau", jagen sich wortspielereien und szenerien.
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zur abstimmungskampagne:
Personenfreizügigkeits-Horror-Märchen widerlegt

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Genau zu diesem Thema habe ich eine sehr witzige Website gefunden.

www.rabenpick.ch

Da wird die aktuelle SVP Kampagne mal zum Bumerang für die SVP.

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