14.05.2008

Wollt ihr mit 85 den Arzt wechseln?

vorlage (parlament) ... pro (komitee) ... kontra (SP-Schweiz)
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an einem podium gestern über die abstimmung zum "gesundheitsartikel
" gaben alle teilnehmerInnen
  • - regierungspräsidentin ulla hafner (SP-SH) kontra
  • - dr. med peter schilling (präsi hausärzte sh) kontra
  • - ständerätin erika foster (FDP-SG) pro
  • - gebhard heuberger, (vertreter krankenkassen) pro
an, dass sie praktisch seit geburt die gleiche krankenkasse haben.

wenn schon die wahl der krankenkasse für viele etwas sehr persönliches ist, was ist dann erst die wahl des hausarztes. wird der schwammige verfassungsartikel mit dem leitsatz "wirtschaftlichkeit und wettbewerb im gesundheitswesen" am 1. juni angeommen, so wird es mit aller wahrscheinlichkeit dazu kommen, dass die krankenkassen ärzte auswählen, deren leistungen sie bezahlen werden. konkret: eine ärzteliste (wettbewerb lässt grüssen) von ärzten, die günstig arbeiten, konkret: ärzte, die wenig kostenintensive patienten haben, konkret: ärzte, die vorallem junge und wenig ältere, pflegeintensive patienten haben.
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möchten sie mit 85 von der krankenkasse plötzlich informiert werden, dass sie nach 40 jahren ihren hausarzt wechseln müssen? dass ihr hausarzt, zu dem sie seit jahrzehnten ein vertrauensvolles verhältnis haben, nun nicht mehr auf der liste der kasse ist, weil dieser arzt noch viele ältere, also teurerer, patienten hat. dies würde eine zweiklassenmedizin schaffen. weil wohlhabende patienten bei ihrem hausarzt bleiben können, weil sie ihn auch aus dem eigenen sack bezahlen können und alle anderen einen neuen arzt suchen müssen. wenn der neue arzt sie überhaupt nimmt, weil sein verbleib auf der liste der krankenkassen durch die aufnahme einer kostenintensiven patientin gefährdet ist?

mit ausnahme von dr. felix gutzwiller (der selbst im verwaltungsrat einer krankenkasse sitzt, wen wunderts) sind praktisch alle ärztevereinigungen, die gesundheitsdirektoren der kantone und die konsumentenorganisationen gegen diesen gesundheitsartikel.

wettbewerb und wirtschaftlichkeit ist gut, funktioniert aber nicht mit kranken leuten. da ich keine amerikanischen verhältnisse im gesundheitssystem will, lehne ich die initiative klar ab.

übrigens: die initiative habe rein gar nichts mit der ursprünglichen volksinitiative der svp zu tun, versicherten die pro-redner auf dem podium. darum hätte man auch ein ganzes jahr lang an diesem gegenvorschlag zur svp-initiative gearbeitet. da frage ich mich doch: warum hat dann die svp ihre volksinitiative zugunsten dieses gegenvorschlages zurückgezogen, wenn er nichts mit ihrer volksinitiative gemeinsam hat. sie hätte beide vorlagen zur abstimmung kommen lassen können.
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lupes meinung über die anderen beiden volksabstimmungen vom 1. juni 08:

zur svp-initiative "einbürgerungen vors volk"
1 - 2 Biere und dann werden keine ...ic und mehr eingebürgert
zur abstimmung "volkssouveränität statt behördenpropaganda":
Bundesräte sollen sagen dürfen, was sie denken

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Der Gedanke im zweiten Abschnitt lässt sich weiter spinnen. Nachdem nun alle Patienten von den Krankenkassen dazu verdonnert wurden, zu einem Arzt zu wechseln, der billig ist und deshalb auf der Liste steht, ist ein Teil der Ärzte für die Krankenkassen wieder zu teuer und fliegt deshalb von der Liste. Die Patienten müssen wieder wechseln und das Spiel geht von vorne los. Wie lange soll das dann weitergehen?

Das ist doch totaler Schwachsinn!

Sowas legen unsere Politiker dem Volk zur Abstimmung vor? Wenn ich in meinem Beruf so arbeiten würde, dann wären meiner Firma schon lange die Kunden abgesprungen.

Deshalb kann man am 01. Juni nur "NEIN" (zurück an den Absender) stimmen.

Anonym hat gesagt…

und bei den spitälern rentieren nur noch die, die gewisse einfache operationen am fliessband bolzen. also vorwiegend privatspitäler.

viele spitäler könne mit dem neuen system nicht mehr mithalten und bleiben auf ihren teuren langzeit- und pflegepatienten sitzen. jene, die die privatspitäler nicht wollen.

Anonym hat gesagt…

dr. felix gutzwiller ist ja nicht nur bei einer krankenkasse im vorstand, sondern auch bei der grössten privatklinikengruppe der schweiz!!!
das muss man wohl nicht kommentieren, das spricht für sich.

Anonym hat gesagt…

der nervt mich eh immer mehr, aber das merkt der fleissige leser meines blogs wohl auch.

Unknown hat gesagt…

ja da stimme ich sicher auch nein, qualität in der krankenversicherung..das heisst wohl dass die krankenkassen es noch einfacher haben geld anzuhäufen!
also am 1.Juni nein stimmen!!

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