24.07.2009

Interview mit CS-Chef Dougan: "Wir mussten den Gewinn künstlich senken"

credit-suisse ceo brady dougan verrät, wie man mitten in einer finanzkrise zu hohe gewinne "verkleinern", "verschleiern" oder geschickt "verkaufen" kann.
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die grossbank credit suisse schreibt, wie viele banken weltweit, wieder gewinne in milliardenhöhe. reingewinn im zweiten quartal: 2.5 mia franken (ohne einbezug einiger sondereffekte), 1.6 mia (nach einbezug der negativen markwertanpassungen und vergleichs-zahlungen an die huntsman corporation). wir wollten von ceo brady w. dougan wissen, ob solch grosse und solch schnelle gewinne mitten in einer der grössten finanzkrisen nur mit hochrisiko-geschäften möglich sind.
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lupe: herr dougan, 1.6 mia gewinn in einem einzigen quartal?
dougan: wir freuen uns auch darüber.
lupe: milliardengewinne mitten in einer der grössten finanzkrisen, die wir je erlebten?! das macht nicht nur herrn und frau schweizer stutzig.
dougan: kann ich verstehen. genau darum haben wir auch den gewinn um einiges kleiner ausgewiesen, als wir dies hätten tun können?
lupe: will heissen?
dougan: wir haben negative marktwertanpassungen vorgenommen ...
lupe: ... die so hoch ausfielen, dass analysten von vontoble und der deutschen bank höchst erstaunt waren.
dougan: richtig, aber nur so konnten wir den gewinn in grenzen halten, ...
lupe: ... damit das misstrauen in der bevölkerung über die hintergründe dieser hohen gewinne nicht noch grösser wurde.
dougan: korrekt
lupe: darf ich raten? wurden diese, den gewinn schmälernden sonderbelastungen, im investmentbereich getätigt?
dougan: ich sollte sie als pr-stratege in unserem unternehmen anstellen. denn ihre analyse trifft zu. der ruf des investmentbankings ist leider, aus mir unerklärlichen gründen, sehr schlecht. wir konnten unmöglich ausgerechnet in jenem bereich 2.47 mia gewinn einfahren. darum haben wir tatsächlich diese sonderbelastungen im investmentbanking vorgenommen. hätten wir dies nicht getan, so wäre der verdacht aufgekommen, wir würden unsere massiven gewinne erneut mit hochrisiko-geschäften tätigen.
lupe: was ja nicht der fall war (ironisches lächeln).
dougan: (schmunzeln) freuen sie sich doch einfach über unseren gewinn. davon profitieren auch unsere kunden und kreditnehmer und unsere mitarbeiter.
lupe: ihre 4000 entlassenen wohl nicht mehr. aber kommen wir noch einmal auf die taktische "verkleinerung des gewinnes" zurück. darum wollen sie also den grossteil des gewinnes aus dem verkauf eines teiles des asset managements erst im dritten quartal verbuchen.
dougan: richtig, 21 mio werden in diesem quartal verbucht, die restlichen 206 mio im dritten quartal.
lupe: geben sie doch zum schluss noch der grossbank ubs einen tipp, wie sie - analog zu ihrer bank - schneller aus der krise, auch aus der vertrauenskrise, herauskommen könnte.
dougan: gewiffte strategen und taktiker anstellen, die - wie wir zwei - wissen, wie man die öffentlichkeit mit einer lawine an unverständlichen fachjargon-floskeln zudeckt und beruhigt und wissen, wann und wie viel gewinn man ausweisen soll.
lupe: besten dank für dieses gespräch.
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(nach schliessen des mikrofones)
dougan : falls sie für das nächste quartal noch keinen job haben, ich hätte sie gerne für eine kaderposition im pr-bereich auf geschäftsleitungsebene. denn wir gehen davon aus, dass wir im nächsten quartel einen reingewinn von 8 mia schweizer franken irgendwie "verkleinern", verschleiern oder der öffentlichkeit geschickt "verkaufen" müssen.
lupe: klingt interessant, leider habe ich eine kündigungsfrist von sechs monaten.
dougan: da finden wir mit ihrem arbeitgeber schon eine lösung. allerdings, boni in millionenhöhe dürfen sie nicht mehr erwarten. aber keine angst, wie sie ja wissen, sind wir sehr kreativ, wenn es um entschädigungen unsere kaderleute geht.
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anmerkung: selbstverständlich ein satire-interview, geldbeträge, gewinnangaben etc. stimmen jedoch.
beiträge zum quartalsgewinn der cs: cash, nzz
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beiträge aus der cs-vergangenheit der letzten jahre:
SVP, CVP und FDP von Grossbanken "geschmiert"
Abzocker-Recycling oder CEO-Tauschmarkt?
Super Nanny bei CS-Managern
Lupe interviewt Oswald Grübel

3 Kommentare:

sumpfnoodle hat gesagt…

Die Boni mussten sie wenigstens nicht künstlich senken. Die wurden richtig gesenkt und durch andere, schwerer einsehbare Geschenke ersetzt.

Anonym hat gesagt…

Und, Lupe, nimmst du Job an. Hoffe nicht, denn ansonsten würdest du die CS sicherlich nicht mehr so kritisch unter die Satire-Lupe nehmen, also, nehmen dürfen.

lupe hat gesagt…

at sumpfnoodle: findige leute, ich weiss.

at anonym. ich habe noch eine bedenkfrist bis montag früh.

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