04.04.2009

Frauenfreundlicheres Gesetz in Afghanistan

männiglich und fraulich regen sich zurzeit massiv auf, weil durch ein neues afghanisches ehegesetz die afghanischen frauen massiv schlechter gestellt würden. weit gefehlt: eher eine leichte verbesserung, wenn man die neuen gesetzesartikel genauer anschaut. betrachten wir doch einmal die vier hauptkritikpunkte, die "der spiegel" in seinem beitrag gesetz regelt geschlechtsverkehr anbringt:
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1. in artikel 132 des gesetzes heißt es zum beispiel: "die frau ist verpflichtet, den sexuellen bedürfnissen ihres mannes jederzeit nachzukommen." wenn der mann nicht auf reisen sei, habe er mindestens jede vierte nacht das recht auf geschlechtsverkehr mit seiner frau. ausnahmen kämen nur bei krankheiten der frau in frage.
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"... jede vierte nacht ... ". was soll daran schlimm sein? im gegenteil. dies ist doch eine verbesserung. die afghanische frau hat somit - gesetzlich zugesagt - drei nächte lang verkehrsruhe. tagsüber sowieso, denn die geschlechtsverkehrsregelung bezieht sich ja nur auf die nächte.
viele schweizer frauen können von einer solch klaren regelung nur träumen, müssen sie doch - auch ohne gesetzliche regelung - öfters und sogar tagsüber, auch wenn sie keinerlei lust verspüren, dem mann zur verfügung stehen. sicherlich wäre auch manch deutsche frau froh, sie müsste nur jede 4. nacht mit dem ehemann sex haben.
die afghanischen frauen erhalten nun sogar einen zusätzlichen rechtlichen schutz, wenn sie krank sind: in einem solchen falle kann der afghane keinen geschlechtsverkehr mehr einfordern.

2. artikel 133: darin ist festgehalten, dass ehemänner ihre frauen von jeder "unnötigen" beschäftigung abhalten können
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ist doch super so! die ehemänner sorgen dafür, dass ihre frauen nicht zu viel und vorallem keine unnötige arbeit verrichten müssen. auch davon können schweizer frauen nur träumen. denn hiesige ehemännner kümmern sich doch kaum darum, ob ihre frau im haushalt zu viel oder sogar unnötige arbeit leisten muss.
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3. so müssen frauen sich zunächst die erlaubnis des ehemannes einholen, wenn sie das haus verlassen wollen: "nur aus medizinischen oder rechtlichen gründen kann die frau das haus ohne das einverständnis des ehemannes verlassen."

ebenfalls eine besserstellung gegenüber früher: wenn eine afghanische frau in zukunft krank ist oder medizinische hilfe benötigt, muss sie die erlaubnis des mannes nicht mehr einholen. sie kann subito zum arzt gehen. kaum eine schweizer frau wagt es, sich dieses recht herauszuholen. der ehemann wird meist gefragt, ob frau zum arzt gehen soll. oder war deine frau schon je beim arzt und du erfuhrst es erst hinterher.

4. auch das heiratsalter wird durch das neue gesetz gesenkt: schiitische frauen können statt wie bisher mit 18 jahren künftig mit 16 jahren verheiratet werden
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ja aber hallo! die gehen doch mit der zeit. es ist wissenschaftlich längst erwiesen, dass mädchen heutzutage wesentlich früher geschlechtsreif werden, als noch vor jahrzehnten. tendenz weiter sinkend. über den heiratszwang, der zwar mit einem konjunktiv "können verheiratet werden" etwas abgeschwächt wird, kann man tatsächlich streiten. jedoch war der zwang an und für sich schon im alten gesetz enthalten.
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alles in allem durchaus ein paar gesetzlich geregelte verbesserungen gegenüber früher.

also, liebe empörungsträgerInnen: vielleicht täte eine solche geschlechtsverkehrs-regelung auch in unseren breitengraden gut. aus den verschiedensten gründen. nicht zum nachteil der frau.

.........
nun aber fertig mit bitterböser satire. ein satirefreier lupe-beitrag deckt sich in etwa mit den meinungen folgender bloggerInnen:
Afghanistan: wir sollten gehen (ruhrbarone)
Artikel 132 des Afghanischen Gesetzes zum Familienleben (chez pete)
Gesetz verpflichtet Frauen zu ehelichem Sex (mädchenmannschaft)
Afghanistan: Neues Gesetz zwingt Ehefrauen zum Sex (sarsura syrien)

weiters über afghanistan:
Taliban-Vertreter würden CSU wählen
Video-Sensation: Afghanische Frauenpop-Band

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nachdem ich fertig gekotzt habe, werde ich noch den Lupe-feed löschen.

Monika-TS hat gesagt…

die katholische Kirche zwingt ebenfalls zum ehehlichen Gechlechtsverkehr - sogar völlig ungeschützt- damit soviele Kinder auf die Welt kommen wie Gott will...

ist der eheliche Geschlechtsverkehr niemals vollzogen worden kann eine Ehe anstandslos als nichtig erklärt werden.... es mag jetzt doof klingen,aber der Passus :alle 4 Tage ist fortschrittlicher als die katholische Kirch

priska hat gesagt…

satire ist nicht immer leicht verdaulich. (ich habs knapp geschafft, ohne zu erbrechen...)

und um bei diesem Thema noch satire zu verstehen, muss man schon abgehärtet sein...

Lupe hat gesagt…

es schleckt keine geiss weg, dass die frauen in afghanistan als menschen zweiter klasse gelten und von den männern in jeder beziehung unterdrückt werden könnten. diese situation muss man anprangern.

allerdings: die ehe-situation (in bezug auf eigene rechte oder sexualität) einiger frauen in der schweiz sieht auch nur auf schweizerischem gesetzes-papier rosig aus, in der realität jedoch bestimmen patriarchalische männer deren leben, bis hin zur sexualität.

... ach ja, und satire ist immer für die einen too much, für die anderen akzeptabel oder sehr unterhaltend. für jeden liegt diese grenze woanders, was nicht heiss, ich wolle diese bewusst überschreiten.

priska hat gesagt…

Die Grenzen sind eben wie beim Essen. Nicht alle verdauen alles gleich gut.
Für mich ist dieses neue Gesetz halt einfach mehr als eine Peperoni, die halt ein paar mal aufstösst. Das ist schlicht jenseits von Gut und Böse einer aufgeklärten Gesellschaft im 21. Jahrhundert. Deshalb kommen mir da die Lacher nicht mehr so raus.
aber die Satire verstehe ich schon.
und grundsätzlich schätze ich die satirisch-kritische art dieses blogs zu aktuellen themen.
anprangern ist auf jeden fall das richtig.

Sly hat gesagt…

Auf einem Satireblog erwarte ich solche Beiträge. Satire findet man dann nicht als lustig, wenn das Thema einem persönlich trifft. Wer tief religiös ist, wird jene satirisch aufbereiteten Themen daneben finden. Wer schon immer gegen die Unterdrückung der Frauen kämpfte, ist vielleicht hier geschockt.

Lupe hat gesagt…

@priska
"...jenseits von Gut und Böse einer aufgeklärten Gesellschaft im 21. Jahrhundert"
nur ist dieses afghanistan leider keine aufgeklärte gesellschaft des 21. jahrhunderts. das schlimme ist, die afghanischen frauen kennen gar nichts anderes.

@sly
dies ist genau die problematik eines satire-beitrages: der betroffenheitsfaktor. satiriker sind grenzgänger. für einzelne haben sie diese immer überschritten.

und wir monika schreibt: die katholische kirche ist auch nicht gerade das, was wir unter einer aufgeklärten gesellschaft des 21. jahrhunderts verstehen.

Greg hat gesagt…

Wenn solche Beiträge nicht hierhin passen dann bitteschön wohin sonst?

Anonym hat gesagt…

@greg: solche beiträge passen nirgens hin.

die katholische kirche schafft es meines wissens nirgends, solche gesetze durchzupeitschen. somit finde ich sie weniger gefährlich, als der islam der das schafft.

selbst wenn es stimmt, dass es in der schweiz nur auf dem papier für einige frauen besser aussieht, hätten sie wenigstens die möglichkeit sich aus diesem zwang zu lösen.

Lupe hat gesagt…

at anonym nr. 2:
"... hätten sie wenigstens die möglichkeit, sich aus diesem zwang zu lösen"

wenn das so simpel und so einfach wäre!!

"dieser zwang" u.a. durch ein ungesundes "machtverhältnis" in solchen ehen verursacht, kann ganz brutal sein. und es ist für eine derart unterdrückte frau in unserem land noch viel brutaler, weil sie ja ringsum in der nachbarschaft sieht, wie es eigentlich bei uns sein sollte.
bis sich eine solche frau wehrt, ihr problem sozusagen öffentlich macht, indem sie z.b. ein frauenhaus aufsucht, braucht es extrem viel leidensdruck.

TheSullenSquid hat gesagt…

@Anonym(2)
da hat wohl wer im geschichtsunterricht nicht ganz aufgepasst wie mir scheint.

die katholische kirche hat solche und noch weitaus üblere gesetze in ganz europa durchgesetzt zu zeiten der inquisition im 15.Jhd und noch weit bis in die renaissance hinein ... eben als sie bei der bevölkerung noch ähnlich viel einfluss hatte wie die religion heute in den islamischen staaten.
das ganze ist aber keines falls nur auf dunkle mittelalter zu schieben, denn vor der zeit der aufklärung hatten die frauen in europa auch nicht wirklich was zu lachen, da erst ende des 17.Jhd frauen nach und nach gleiche rechte wie männer bekamen und somit vor dem gesetz gleich gestellt wurden.

also lieber mal bissi mit dem thema beschäftigen statt nicht fundiertes halbwissen durch die gegend zu blöken und gegen leute zu stänkern, die sich damit auseinandersetzen.

klar is die situation aus unserem heutigen blickwinkel schrecklich aber schließlich war unsere gesellschaft vor nicht all zu langer zeit auch nicht besser ...

Anonym hat gesagt…

....tja. und die letzte hexe wurde hierzulande im 19jh verbrannt.

ist also nicht allzulange her..

Ich kann mit dieser satire sehr gut leben. (irgendwo beisst sie halt ganz mächtig)

aber ich gestehs. auch mich "wundert" manchmal satire mehr als sie beisst.

gestern z.b. im giacobbo/müller.

(karikatur von ews)

diese plumpe anspielung wurde erst durch den karikierenden zur satire :-)

der akt des "besitzlosen" der sich an seinesgleichen rächt...oder so.

wie gesagt, satire ist halt geschmackssache.

und oft wohl auch, gewollte oder ungewollte, selbtironie.

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