16.09.2010

Die Gewerkschaft und der Irrglaube an die Allmacht des Finanzmarktes

wer glaubt, mit geschickten finanz-, geld- oder devisenmarktinterventionen könne man jede krise in den griff kriegen, der irrt gewaltig.

eigentlich bin ich mit daniel lampart, dem chef-ökonomen der gewerkschaften sonst meist einer meinung. wenn nun aber auch die gewerkschaften beginnen zu glauben, mit finanzmarkt- oder währungspolitik könne man jede finanz-, wirtschafts- oder arbeitsmarktkrise in den griff kriegen, dann bin ich doch sehr enttäuscht.

die gewerkschaften fordern momentan von der schweizerischen nationalbank, dass sie erneut aktiv in den devisenmarkt eingreift, um den starken franken zu schwächen, sprich den euro gegenüber dem franken zu stärken. tausende von arbeitsplätzen stünden auf dem spiel, arbeitsplätze gelte es zu retten, denn die schweizer wirtschaft sei eine exportwirtschaft und somit absolut abhängig von einem nicht zu starken franken. was auch nicht in abrede gestellt werden kann, aber oft überbewertet wird.

die schweizer nationalbank hat sich im letzten jahr bereits zu sehr und zu erfolglos ins euro-devisengeschäft verstrickt und ist zurzeit - bedingt durch massive eurokäufe und währungsverluste - fast handlungsunfähig.sie hat schlicht nicht mehr die mittel, um wirkungsvoll intervenieren zu können. die letzte grosse milliardenschwere intervention bewirkte gerade mal eine wöchige kurze erholung des euro-wechselkurses. anstatt, dass ich hier noch einmal meine begründungen aus dem letzten beitrag zum thema aufliste, bitte ich euch, dies hier nachzulesenDie Schweizer Nationalbank und der Euro-Kauf-Irrlauf.

nachtrag zum oben verlinkten artikel: dass die wirtschaft nun sehr gerne auf vorrat jammert, ist klar. dass einige unternehmen die gelegenheit nutzen werden, lohnpolitische anpassungen nach unten (z.b. lohnauszahlungen in euro für grenzgänger) oder gar entlassungen unter dem deckmäntelchen des starken frankens vorzunehmen, ist durchaus vorstellbar, aber nicht in erster linie devisenbedingt. gleichzeitig nutzen nämlich die meisten schweizer unternehmen den schwachen euro, um im grossen stile einkäufe von ihren zulieferern aus dem eu-raum zu tätigen, was die bilanzen wieder etwas aufbessert. sicherlich gibt es auch richtige verlierer dieser "währungskrise". hätte die nationalbank die momentanen mittel für eine wirkungsvolle intervention, wäre sie erfolgsversprechend, so würde ich diese, wie lampart, als sinnvoll und richtig erachten.

fazit: 
euro-inverventionen der schweizer nationalbank können erfolgreich sein, wenn die finanzielle lage der eu im grossen ganzen gut und stabil ist. sie ist aber chancenlos und kontraproduktiv, wenn zu viele eu-staaten hoch verschuldet sind und eine deutliche besserung in den nächsten jahren kaum zu erwarten ist, wie momentan der fall. die wirschaftliche katastrophe, sofern sie überhaupt eintreffen sollte, kann durch euro-käufe der nationalbank momentan nur kurzfristig aufgeschoben werden, verschaffen ihr aber langfristig grosse probleme:  massiv ansteigende währungsverluste, beinahe-handlungsunfähigkeit. 

update 17.09.10: wie es scheint, hat die schweizer nationalbank gestern erneut massiv interveniert. der franken verlor gegenüber dem euro deutlich an wert. mal schauen, wie lange die wirkung diesmal anhält.
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der erwähnte artikel von daniel lampart:
Durch Wechselkursinterventionen wirtschaftliche Katastrophe abwenden

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