04.11.2009

Schweiz kämpft in Afghanistan an vorderster Front


die schweiz ist nicht mehr neutral.
wie in den letzten tagen durchsickerte, kämpft die schweiz seit monaten heimlich an vorderster front in afghanistan mit. betonung auf "kämpft".  denn, wenn amis, engländer oder franzosen noch in schützengräben liegen, hat die schweiz bereits feindberührung. ein schuss, ein toter taliban, dank schweizer präzision.


selbstverständlich kämpft die schweiz nicht mit soldaten vor ort. das wäre zu auffällig. aber die präzisions-patronen swiss p (links im bild), mit denen englische scharfschützen die taliban aus über 1800 metern entfernung ausklicken können, sind ein schweizer präzisionsprodukt. ebenso die zusatztanks der französischen bomber marke rafale, mit denen talibanstellungen bombardiert werden. beide produkte stammen von der ruag, dem rüstungskonzern des bundes.

waffenlieferungen der schweiz haben tradition.
seit jahrzehnten werden waffen in alle herren länder geliefert. selbstverständlich hält man sich dabei offiziell an die schweizer kriegsmaterialverordnung. diese verbietet ausfuhren in länder, die in bewaffnete konflikte verwickelt sind. allerdings, das verbot des lieferns von waffen in krisengebiete war noch nie ein grosses hindernis für schweizer rüstungshersteller. man lieferte einfach die einen bestandteile in ein "erlaubtes land", die anderen in eine anderes. die jeweiligen abnehmer lieferten diese teile dann in die zielgebiete, die von der schweiz aus nicht direkt beliefert werden durften. der schweizer rüstungshersteller schickte darauf noch ein oder zwei ingenieure hinterher, die dafür sorgten, das die teile auch wieder richtig zusammengesetzt werden konnten. alles völlig legal. 

schweizer waffen tauchen in kriegsgebieten auf
wenn dann halt in einem kriegsgebiet sig-waffen auftauchten, dann wunderte man sich ein wenig und zeigte sich entrüstet, dass ein anderer staat die waffen weiter lieferte.
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als mitte 2006 schweizer panzerhaubitzen in marokko auftauchten, musste sich der zwischenlieferer kurz entschuldigen, damit der bundesrat kein waffenstopp verhängte:
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"Der Golfstaat Vereinigte Emirate hat sich entschuldigt, dass er Schweizer Panzerhaubitzen nach Marokko weitergegeben hat. Nun ist der Bundesrat wieder offen für Waffenexporte nach Dubai". (tagesanzeiger)
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und ach wie toll, die schweiz bleibt trotz allem neutral.diese waffenliefernde scheinheiligkeit sondergleichen könnte nun ein ende haben. zu recht. mit der volksinitiative für ein verbot von kriegsmaterialexporten, über die die schweizer bevölkerung am 29. november abstimmt, sollen sämtliche ausfuhren der vergangenheit angehören. man darf gespannt sein. denn ich wage die behauptung, dass das volksbegeheren diesmal eine echte chance hat. auch wenn nun wieder gejammert wird, wie viele arbeitsplätze bei einem "ja" verloren gingen. die kohlebergwerk-thematik lässt grüssen. 
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arbeitsplatzverluste nach einem ja?
die initiative verlangt ausdrücklich, dass der bund die vom exportverbot betroffenen regionen und beschäftigten während zehn Jahren mit gezielten massnahmen bei der umstellung auf zivile produkte unterstützt. was will man mehr? ich stimme der initiative zu.

update, 14.11.09: bundesrat bewilligte waffen an indische kindersoldaten
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hintergrund:
Britische Sniper schiessen mit Schweizer Munition (tagesanzeiger)
bild und weiterer infolink via jungealternative
blogger zur abstimmung:
Mit gutem Gewissen gegen Kriegsmaterialexporte (graffenried)
Dünki Schott zieht wieder in den Kampf… (modellkunst)
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9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich stimme nicht zu. Es bringt einfach nichts den Export zu verbieten. Da der Krieg weiter geht auch ohne Schweizer Produkte.
Viele Firmen gehen dann ins Ausland und dort hat man dann keine Kontrolle mehr wem sie was liefern.

Lupe hat gesagt…

im prinzip richtig, aber ein neutrales land sollte sich aus jeglichem kriegsgeschehen raushalten und wenn dies die kriegsmaterialhersteller nicht tun wollen, jegliche vorschriften umgehen, so muss man dies halt mit einem konsequenten verbot durchsetzen.

Anonym hat gesagt…

Solange Sie Waffen und Rüstungsgüter irgendwo hin liefern, solange laufen Sie Gefahr, dass die Ware weitergeleitet wird, dorthin wo sie besonders begehrt und teuer und damit profitabel ist! Das gilt für die Schweiz ebenso wie für Deutschland und alle anderen Rüstungsexporteure gleichermaßen...

Lupe hat gesagt…

du sagst es. alle anderen aussagen der verantwortlichen sind pure scheinheiligkeit.

Anonym hat gesagt…

Und was soll falsch daran sein, wenn der Brite den Taliban dank schweizer Präsition trifft? Ist allemal besser, als wenn er ihn nicht trifft. Neutralität ist was für Weicheier!

Lupe hat gesagt…

mit deinem schlusssatz sagst du es: entweder will man neutral, aber dann richtig, oder halt eben nicht.

kikri hat gesagt…

Ich werde ein Ja in die Urne legen.
Das Thema diskutieren wir schon seit Jahrzehnten.
Es gibt noch einen Nebenaspekt, den ich aber für die ganze Politik (egal welches Thema) als wichtig erachte.
Es werden gesetzeswidrig Waffen nach D und USA exportiert,; die Politik gewöhnt sich langsam daran, sich nicht mehr an die eigenen Gesetze zu halten.

Lupe hat gesagt…

vorallem die rüstungsindustrie gewöhnt sich daran.
die politik nimmt es einfach nicht mehr so genau, wenn waffen an nato-staaten ausgeliefert werden.

Anonym hat gesagt…

Für den Friedensnobelpreisträger Obama ist es scheinbar einfacher, in seiner Bevölkerung 30000 WEITERE Grenadiere für
Afghanistan zu finden, als 2000 perfekt ausgebildete Lehrer, die Afghanisch, Pashtunisch, Englisch und Arabisch sowie
Mathe, Biologie (etc.) könnten und damit den Talibans entgegentreten könnten.

Grenadiere gibt es scheinbar genug auf dieser Welt... (aber keine Leute mit einem IQ über 200).

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