18.10.2009

Bundesrat Leuenberger über Ex-Bundesrat Blocher


impressionen von einem sp-parteitag

nachdem ich vor kurzem etwas ausführlicher die blog(un)tätigkeiten der grossen parteien in deutschland, österreich und der schweiz beleuchtet hatte, beschloss ich, jener partei, die als einzige einen partei-blog betreibt (theoretisch, letzter eintrag vor vier monaten), der sp-schweiz, mal einen besuch an einem parteitag abzustatten.

da ich nicht nur kritisieren wollte, machte ich im oben erwähnten blogbeitrag der partei das angebot, als gastblogger einen live-blogticker vom parteitag zu machen. sicherheitshalber schickte ich drei entscheidungsträgern der partei noch ein email mit dem gleichen angebot. eine antwort kriegte ich von keinem der dreien.

trotzdem beschloss ich, den gestrigen parteitag der sp-schweiz im kanton schwyz zu besuchen. leider konnte ich nicht bis zum schluss bleiben, da die parteitagsleitung - wie mir anwesende sp-ler versicherten, sei dies standard - das zeitmanagement nicht im griff hatte und schon mehr als eine stunde in verzug war. kleiner tipp: lasst nicht vor abstimmungen, deren ergebnis im voraus glasklar ist, grosse rednerlisten und lange voten zu.

nun noch zu zwei highlights:

parteipräsident christian levrat nahm die steilvorlage von fdp-präsident fulvio pelli auf. die fdp hatte die sp an ihrem parteitag als panzerknacker bezeichnet. die sp habe mitgeholfen, dass das bankgeheimnis falle und milliarden von geldern ins ausland wandern. levrat konterte, man sei gerne "panzerknacker" bei leuten wie "dagobert pelli" und konsorten im bankensektor, denen es nur darum gehe, auf welche unethische weise auch immer, möglichst viel geld zu scheffeln.

highlight des tages war eindeutig die rede von bundesrat moritz leuenberger. eine passage möchte ich euch nicht vorenthalten. jene über den abgewählten svp-bundesrat christoph blocher und dessen meinung zur polanski-verhaftung:

"Der ehemalige Vorsteher des EJPD, Christioph B., hat sich auch zu dieser Frage geäussert. Er sagte, er, B., wäre er noch im Amt, hätte Polanski kurz telefoniert. Das ist durchaus interessant: Die noch ehemaligere Vorsteherin des EJPD, Frau Elisabeth K, hatte bekanntlich damals auch kurz telefoniert, mit ihrem Mann, um ihn zu warnen. Sie musste zurücktreten. Heute findet Christoph B, die jetzige Vorsteherin des EJPD; Frau Evelin Widmer Sch., hätte ein kurzes Telefongespräch führen müssen, um einen des Kindsmissbrauches Verdächtigten der Strafverfolgung zu entziehen. Die Zeiten ändern sich: Früher hat die SVP und ihr Präsident die konsequente Bestrafung von Kriminellen gefordert; heute findet ihr Vizepräsident, man müsse Sexualtäter rechtzeitig warnen, damit sie ihrer Strafe entgehen können."

eine bemerkung zum schluss: liebe sp-schweiz, versucht es mal mit einem zeitmanagement, das realistisch ist und dann auch knallhart durchgezogen wird. ein sp-parteitag ist schliesslich kein cisalpino!

was ich dann, auf der heimfahrt, in besagtem cisalpino, für ein sandwich kriegte, wäre ein anderes thema. füllung, die man von aussen nicht sah: ein wenig schinken, damit hatte es sich. keine tomate, kein salatblatt, keine gurke, soviel ich noch weiss, auch kein butter. immerhin lag der preis dafür noch unter 10 franken.

5 Kommentare:

David hat gesagt…

Wobei Leuenbergers Rolle beim Kopp-Rücktritt auch nicht die ruhmreichste Anektote seiner Biographie ist.

Lupe hat gesagt…

das ist mir jetzt nicht mehr geläufig. was tat er?

David hat gesagt…

Er hat illegal die Telefone von Herrn Kopp überwachen lassen und auch sonst als GPK- und PUK-Präsident das Seine zur Schlammschlacht beigetragen. Weltwoche: Wenn der Wind dreht

Anonym hat gesagt…

Naja, die Version der WW ist auch nicht gerade "lupenrein". (wie sollte sie auch)

aber ihre aussage, liebe lupe (das ist mir jetzt nicht mehr geläufig) sollte die sp beherzigen.

levrat möchte frischen wind in die partei bringen. (die fenster öffnen) ich denke, dass dies wirklich notwendig wäre.

mein vorschlag wäre, dass die sp mal bei den sprachregelungen beginnt. es gibt dinge, die gehören der geschichte an. niemand würde heute eine junge frau als fräulein ansprechen. sp-ler sprechen immer noch von "genossen und genossinnen". wirkt das nicht ebenso "peinlich" wie das fräulein aus dem vorletzten jahrhundert?
(ideologie hin oder her)

und der text der "internationalen"?

weniger "peinlich" als ein heimatjodel oder ein lied aus dem kirchgesangsbuch mit einem text aus dem 16 JH?

Nun, für viele SP-ler mag das Tradition, liebe Gewohnheit oder gar Idenditätsstiftend sein. Für interessierte Aussenstehende wirken allein diese "Riten" abschreckend, antiquiert, geradezu reaktionär.

das sollte die sp m.e. mal gründlich ueberdenken.

die sp hat potenzial. wenn die fdp sich weiter "zum affen" macht, analog der svp, bäumle nachzieht, die cvp in zugzwang kommt, würde eine "entrümpelte" sp für viele zu einer echten alternative. davon bin ich überzeugt.

lupe hat gesagt…

lieber anonym:

das genossinnen und genossen würde ich auch nie sagen. ich hasse alles, was nach unifomierter gleichschaltung oder absonderung daherkommt. ob dies nun sprüche oder kleidungen sind. kann auch nichts anfangen mit pfadiuniformen.

die grundidee der internationalen passt mir noch, würde aber auch nie lautstark mitsingen und die faust heben.

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